Zeit-Raum Studium. Eine Sozioanalyse.
Dissertation - Fakultät für Geistes- und Humanwissenschaften - Institut für Allgemeine und Historische Erziehungswissenschaft
Status:abgeschlossen
Kurzinhalt:Um der Vielschichtigkeit zeitlicher und räumlicher Phänomene und deren Zusammenhang gerecht zu werden, schlage ich das Konzept der Zeit-Raum-Verhältnisse vor. Der Ausdruck Zeit-Raum knüpft an die intuitive Vorstellung eines objektiven Zeitraums an. Zugleich verweist der Bindestrich auf einen kontraintuitiven Bruch. Deutet man mit Gaston Bachelard das sprachlich angebahnte Konzept eines homogenen Zeitraums als “epistemologisches Hindernis”, setzen Fragen nach zeitlich-räumlichen Tiefenstrukturen ein. Die Komplexität und Multiplizität von Zeit und Raum werden sichtbar. Subjektive Zeit-Räume sind auf vielschichtige Art und Weise mit objektiven Koordinaten verschlungen. Dieser Einsicht wird mit dem Zusatz Verhältnisse Rechnung getragen. Er rekurriert sowohl auf das Verhalten zu objektiven wie subjektiven zeitlich-räumlichen Konfigurationen als auch auf deren Konstitution. Zeit-Raum-Verhältnisse lassen sich als sozio-materielle Konstruktionen interpretieren. Damit steht das Konzept in Kontrast zur physikalischen Theoretisierung des Zusammenhangs von Raum und Zeit in Form eines Raum-Zeit-Kontinuums. Diese Differenz zur gemeinhin bekannten “Raumzeit” ist beabsichtigt. Mit dem Konzept der Zeit-Raum-Verhältnisse ist weder der Import physikalischer Erklärungsansätze intendiert, noch sollen diese als theoretische Schablone einer “sozialen Raumzeit” dienen. Beabsichtigt ist die Konstruktion eines Erkenntnisinstrumentariums, das zur sozialwissenschaftlichen Analyse zeitlich-räumlicher Phänomene taugt.

These der Arbeit

Das Studium lässt sich als ein solches Phänomen verstehen. Im Rahmen dieser Arbeit wird die These vertreten, dass die Erkundung der Zeit-Raum-Verhältnisse von Studierenden weitreichende und detaillierte Erkenntnisse über deren Hintergründe, Lebenssituation und Veränderungsvorgänge im Laufe ihres Studiums ermöglicht. Das führt zur forschungsleitenden Fragestellung dieser Arbeit, der eine orientierende Funktion zukommt: Wie erfahren und gestalten Studierende ihren Zeit-Raum Studium?

Zielsetzungen und Aufbau

Die These und die damit einhergehende Fragestellung implizieren zwei Ziele, die sich in der Struktur der Arbeit widerspiegeln. Ein theoretisch-methodisches und ein inhaltliches Ziel. Im Rahmen von Teil 1 wird ersteres bearbeitet. Es geht um die Konstruktion eines adäquaten Erkenntnisinstrumentariums und ausgehend davon um die Formulierung einer zielführenden Forschungsstrategie. Die Sichtung der aktuellen Hochschulforschung über Studierende in Kapitel 1 unterstreicht die Notwendigkeit der theoretischen Konzeptualisierung zeitlich-räumlicher Bezüge. In Kapitel 2 wird daher das Konzept der Zeit-Raum-Verhältnisse unter Rückgriff auf aktuelle sozialwissenschaftliche Ansätze ausbuchstabiert. Die Kernidee geht von einer multiplen Verwicklung objektiver und subjektiver Zeit-Raum-Verhältnisse aus. Um diese analytisch zu fassen, wird in Kapitel 3 ein multimethodischer Zugang entwickelt, der sich aus der Kombination statistischer, geoinformatischer und interpretativer Verfahren zusammensetzt. In Teil 2 werden die theoretisch-methodischen Überlegungen zur Anwendung gebracht. Das Ziel besteht darin, den Wandel und die Struktur der Zeit-Raum-Verhältnisse der Studierenden im Rahmen der ersten drei Studiensemester zu rekonstruieren. Die Studieneingangsphase bietet sich besonders aufgrund deshalb an, weil diese durch Orientierungs- und Eingewöhnungserfahrungen gekennzeichnet ist.
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Projektdauer:01.06.2015 bis 01.06.2019
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Verweis auf Webseiten:
Projekthomepage
keine
Angehängte Dateien:
keine
Erfasst von Fabian Mundt am 11.04.2018    
Projekt-ID:88